17. November 2020: Die drei Eseldamen im Hessenpark gehören zwar nicht zum Arche-Park des Freilichtmuseums, weil sie nicht vom Aussterben bedroht sind. Sie zählen aber natürlich trotzdem zu den historischen Nutztieren und sind echte Besucherlieblinge. Esel wurden und werden noch immer als Packtiere eingesetzt. Früher transportierten sie beispielsweise Getreidesäcke zur Mühle und das Mehl anschließend von der Mühle zum Bauern. Hier im Hessenpark haben die Esel ein deutlich bequemeres Leben. Das soll sich aber ändern. Momentan übt Rebekka, die ihr freiwilliges ökologisches Jahr im Museum absolviert, mit den Eseln das Tragen von Lasten. Begleitet wird sie dabei von Annemarie Bank-Lauer, die seit über 50 Jahren mit Eseln arbeitet und für den Hessenpark freiberuflich tätig ist.
Die Esel werden an einen Packsattel gewöhnt. Aber das ist nicht die einzige Herausforderung. „Zu Beginn muss den Tieren erstmal klar gemacht werden, dass wir mit ihnen arbeiten wollen und nicht nur zum Füttern kommen“, erzählt Rebekka. Auch das Anlegen des Halfters benötigt Gewöhnung. Auf dem Foto ist Eseldame Maja zu sehen. Zwei Mal pro Woche wird ihr der Packsattel angelegt. Besonders wichtig ist Routine. Um stetige Fortschritte machen zu können, muss kontinuierlich trainiert werden. Im nächsten Schritt werden Gewichte an dem Packsattel befestigt, damit die Tiere auch die notwendige Muskulatur aufbauen können.
Der Hessenpark plant so, in Zukunft eventuell ein neues Vorführhandwerk anbieten zu können. Wäre es nicht toll, wenn an den Mühlentagen die Esel das Getreide transportieren?
20. April 2020: Im Freilichtmuseum Hessenpark gibt es Nachwuchs: Die Ferkel tollen bei strahlendem Sonnenschein zusammen mit der Mutter über die Wiese. Die kleinen Küken sind derzeit noch im Brutkasten, dürfen anschließend in den Stall und danach auch auf die Wiese. In den nächsten zwei Wochen erwarten wir Nachwuchs bei den Schafen und Ziegen. Cheflandwirt Volker Weber und sein Team kümmern sich natürlich auch in Corona-Zeiten um die Tiere. Bei allen anfallenden Arbeiten wird der Fachbereich Historische Landwirtschaft und Umwelt von einem FÖJler unterstützt. Während eines Freiwilligen Ökologischen Jahres im Hessenpark ist man für die Tiere, Pflanzen und Grünflächen mitverantwortlich. „Dabei werden die Tiere mithilfe eines Schleppers mit Stroh versorgt“, erklärt Fachbereichsleiter Volker Weber. Hin und wieder wird auch Unterstützung beim Kartoffelsetzen auf dem Acker benötigt. Die Aufgaben sind jedenfalls vielfältig.
Trotz der aktuellen Einschränkungen können die Arbeitsabläufe relativ gut organisiert werden. „Denn wir arbeiten im Freien“, so Weber. Ebenso ist die Gesundheit der Tiere gewährleistet, da der Tierarzt bei notwendigen Behandlungen weiterhin ins Freilichtmuseum kommt. „Außerdem nehmen wir nun Projekte in den Angriff, die wir um die diese Jahreszeit normalerweise nicht durchgeführt hätten“, sagt Weber. Da momentan keine Besucher auf dem Gelände sind, führt das Team unter anderem Verschönerungsarbeiten durch.
2. April 2020: Auch wenn die Türen vorerst geschlossen bleiben, wird im Freilichtmuseum Hessenpark weiterhin gearbeitet. Momentan schreitet zum Beispiel der Bau der Magazin-Erweiterung voran. Das Magazin soll künftig alle gesammelten Objekte unter einem Dach vereinen. Derzeit werden diese nicht nur im Museum, sondern zusätzlich in drei Außenlagern an drei verschiedenen Standorten gelagert. Diese Außenlager sind mit Kosten verbunden und erschweren es den Hessenpark-Mitarbeitern, die Sammlungen zu sichten, zu sortieren und zu pflegen.
Ein Fortschritt ist mit bloßem Auge zu sehen – das Baugerüst rund um den Neubau ist weg. Somit sind die Arbeiten an der Außenfassade abgeschlossen: Die Wände sind gedämmt, verputzt und gestrichen. Auch das Dach ist gedeckt, Notfenster und Außentüren sind eingebaut. Im Inneren wurden nun fünf Trocknungsgeräte aufgestellt, um die Restfeuchte aus den Wänden zu ziehen. „In diesem Winter fehlte die trockene Kälte, die die Feuchtigkeit in den Wänden reduziert hätte“, erklärt Carsten Sobik, Mitarbeiter des Fachbereichs Sammlung und Dokumentation. Denn das Sammlungsgut benötigt eine besondere und angepasste Luftfeuchtigkeit. „In Räumen, in denen maßgeblich Geräte aus Holz gelagert werden, muss die Luftfeuchtigkeit bei 55 Prozent liegen“, sagt Sobik. In Räumen, in denen überwiegend Gegenstände aus Metall gelagert werden, sollte die Luftfeuchtigkeit bei 42 bis 43 Prozent liegen.
Im Inneren des neuen Gebäudes herrscht allerdings noch Rohbau-Stimmung. Die Elektrik muss gesetzt werden, die Wände müssen verputzt und gestrichen werden. Türen, Treppen und Technikbauten fehlen auch noch. Im nächstgelegenen Außenlager sollten die Sortierungsarbeiten bereits begonnen haben. Aufgrund der aktuellen Lage wurden diese aber bis auf Weiteres verschoben. Trotzdem ist das Sammlungsteam im Hessenpark positiv gestimmt und freut sich auf einen Nutzungsbeginn noch in diesem Jahr.
27. März 2020: Seit fast zwei Wochen ist das Freilichtmuseum Hessenpark nun geschlossen. Letzten Dienstag kam auch der Marktplatz dazu. Die dort ansässigen Uhrmacher und Goldschmiede sind aber trotzdem weiterhin da.
Mit verändertem Service versuchen die Handwerksbetriebe ihren Betrieb aufrechtzuerhalten und bestmöglich erreichbar zu sein. Goldschmied Marcel Schweer, bietet Beratungen übers Telefon oder per E-Mail an. Sein Geschäft ist geschlossen, aber er und sein Team arbeiten weiter. „Wir nutzen nun die Zeit und fertigen neue Schmuckstücke an“, erzählt Schweer. Man kann sich also schon auf neue Hingucker freuen. Reparaturaufträge nimmt die Goldschmiede selbstverständlich ebenfalls entgegen. Die Kunden können ihre Reparaturarbeiten mit der Post einsenden. Nach Fertigstellung des Auftrages gelangt das Schmuckstück über den Postweg zurück zum Kunden oder Marcel Schweer liefert es persönlich aus.
Auch die Uhrmacher Joshua Becker und Oliver Hambel nehmen weiterhin sehr gerne Reparaturaufträge an. Da sie ausschließlich Großuhren reparieren, also alle Zeitmesser, die nicht am Körper getragen werden, bieten sie einen Abhol- und Lieferservice an.
Natürlich ist die vorübergehende Schließung des Museums auch an der Uhrmacherwerkstatt nicht spurlos vorübergegangen. „Seit zwei Wochen sind die Reparaturanfragen rückläufig“, berichtet Hambel. Die Jungunternehmer haben erst im August 2019 eröffnet und hofften nun auf einen starken Saisonstart. Aktuell haben sie noch Aufträge, aber allzu lange sollte der Ausnahmezustand nicht andauern. Denn auch das zweite Standbein, das Seminarangebot, ist den Uhrmachern weggebrochen.
Einige von Ihnen sind bestimmt momentan zuhause, ob freiwillig oder nicht. Das ist doch eine super Gelegenheit, um die Uhr, die schon seit einer Weile defekt in der Ecke steht, mal reparieren oder den Verschluss des Lieblingsarmbandes ausbessern zu lassen. Die Uhrmacherwerkstatt ist telefonisch unter 06081-958 3 464 erreichbar. Die Goldschmiede kann unter 0163-51 42 756 kontaktiert werden.
25. März 2020: Der Hessenpark hat in den nächsten Wochen noch geschlossen. Aber natürlich stellt sich schon jetzt die Frage, wie es anschließend mit den Großveranstaltungen aussieht. „Wir müssen es nächste Woche entscheiden“, sagt Thomas Södler, Projektleiter für Publikumsveranstaltungen des Gartenbauverbandes Baden-Württemberg-Hessen e.V., ob der Pflanzenmarkt im Freilichtmuseum Hessenpark stattfinden wird. Eigentlich haben sich über 120 Aussteller seit Monaten darauf vorbereitet, ihre Pflanzen vom 1. bis 3. Mai im Museumsgelände zu präsentieren. Auch bei vielen Besuchern steht der Termin schon lange im Kalender. In der Regel kommen rund 12.000 Pflanzenfans, um ihren Bedarf für die Sommergärten und -balkone zu decken.
Bis zum 19. April wurden alle Veranstaltungen abgesagt. Wie es danach weitergeht, weiß im Moment niemand so genau. „Bei uns wurden aber auch schon Veranstaltungen im Juni gecancelt“, erzählt Södler.
Sollte der Pflanzenmarkt aufgrund der aktuellen Lage nicht stattfinden können, steht auch ein Alternativtermin zur Diskussion. „Wir müssen jedoch bedenken, dass es sich um verderbliche Ware handelt, die nicht unbegrenzt vermarktet werden kann“, so Södler. Allzu flexibel in der Findung eines Ausweichtermins wäre man also nicht, zumal der Veranstaltungskalender im Hessenpark im Mai gut gefüllt ist. Museumsleiter Jens Scheller ist vorsichtig optimistisch: „Am 3. April werden wir, falls nötig, noch weitere Optionen diskutieren, in welcher Form der Pflanzenmarkt stattfinden kann.“
Die Situation für die Gartenbaubetriebe ist alles andere als einfach. „Die Frühjahrssaison ist gelaufen“, berichtet Södler. Mit dem Pflanzenmarkt im Hessenpark wird normalerweise die Sommersaison eingeläutet. Den Betrieben brechen aber nicht nur die Einnahmen aus den Veranstaltungen weg, auch die Belieferung diverser Kunden fällt derzeit aus. In Bayern zum Beispiel müssen Baumärkte geschlossen bleiben und nehmen keine Pflanzen mehr ab. „Wir kämpfen mit den Betrieben ums Überleben“, so bringt es Thomas Södler auf den Punkt.
Natürlich würden sich der Gartenbauverband und die beteiligten Betriebe darüber freuen, wenn der Pflanzenmarkt im Hessenpark stattfinden könnte. Sehr wahrscheinlich ist dies aber nicht. Ein kleiner Lichtblick in der aktuellen Situation ist laut Södler die Orientierung der Kunden in Richtung regionales Einkaufen: „Die Leute fragen nun öfter nach Pflanzen, die vor Ort produziert worden sind.“ Auf der Webseite des Gartenbauverbandes kann man sich Betriebe aus der Umgebung anzeigen lassen. Zwar sind die Reglungen in den einzelnen Bundesländern sehr unterschiedlich, in Hessen dürfen aber Gärtnereien und Blumenmärkte derzeit noch öffnen.
Und falls es mit dem Frühjahrspflanzenmarkt tatsächlich nichts wird, bleibt ja immer noch die Hoffnung auf den Markt im September!
20. März 2020: Die erste Woche im Ausnahmezustand ist geschafft. Eine ganze Reihe von Kollegen arbeitet inzwischen von zu Hause aus. Der Rest hält den gebotenen Abstand, wir versuchen alle gesund zu bleiben. Am nächsten Sonntag hätten wir eigentlich die Sonderausstellung „Herdanziehungskraft“ eröffnet. Auf diesen Termin haben sich viele von uns schon lange gefreut.
Die Wanderausstellung wurde Anfang Februar aus Berlin zum Freilichtmuseum Hessenpark transportiert. Seither haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus den Fachbereichen Wissenschaft und Handwerk die Exponate hier in der Stallscheune aus Asterode aufgebaut.
Die Sonderausstellung zeigt gesellschaftliche, kulturelle und technikhistorische Veränderungen. „Von der Feuerstelle bis zum Thermomix“, heißt es in der offiziellen Pressemeldung. Und tatsächlich ist beides in der Ausstellung zu finden. Ich durfte vorab einen kleinen Rundgang durch die Sonderausstellung machen und kann Euch sagen, es lohnt sich. Über dem Elektroherd „Backofix“ von 1950 sind die zehn Gebote für den Elektroherd zu finden. Ein Auszug aus dem Buch „Das elektrische Kochen“ von 1949. Gebot 4 rät dem Elektroherd-Nutzer beispielsweise das häufige Öffnen der Töpfe zu vermeiden, da ansonsten unnütz Wärme verloren geht.
Am Mittwoch ist alles fertiggestellt worden, die Ausstellung ist zur Eröffnung bereit. Doch leider bleiben die Türen vorerst bis zum 19. April geschlossen. „Natürlich ist es schade, dass die Eröffnung nicht stattfinden kann“, sagt Hannah Drissen, wissenschaftliche Volontärin. Insbesondere da die Sonderausstellung nur bis Ende November im Freilichtmuseum Hessenpark bleibt und dann nach Hamburg weiterzieht. „Aber Sicherheit geht vor“, ergänzt Drissen. Die Mitarbeiter haben für die ergriffenen Maßnahmen in jedem Fall Verständnis.