Wohnhaus aus Nieder-Gemünden

Erbaut: um 1677
Abgebaut: 1979
Wiedererrichtet: 1979 bis 1981

Das zweigeschossige Wohnhaus aus Nieder-Gemünden war am ursprünglichen Standort Teil einer dreiseitigen Hofanlage. Als es in den 1960er-Jahren zunehmend zum Verkehrshindernis wurde und nach einem Panzerunfall mit einem Nachbargebäude der Druck zur Straßenverbreiterung wuchs, entschied man sich 1979 zum Abbau. Zwischen 1979 und 1982 wurde das Gebäude im Freilichtmuseum wiederaufgebaut. In den Jahren 2021 bis 2025 erfolgte eine umfassende Sanierung. Heute präsentiert sich das Hausensemble im Zeitschnitt um 1910 – mit großem Misthaufen im Hof.

Das „Feldmann-Beckersche Haus“ wurde nach 1677 erbaut und blieb über fünfzehn Generationen hinweg Wohnsitz seiner Besitzerfamilien. Erstmals erwähnt wurde das zugehörige „Traiser Hofgut“ bereits 1582. Benannt nach der Familie Dreyß (später Threiß), gelangte es um 1755 durch Heirat in den Besitz der Familie Feldmann. Besonders eindrücklich sind die Schicksale des 19. Jahrhunderts: Wilhelm Feldmann (1818–1885) wurde wegen verschwenderischer Lebensweise unter Vormundschaft gestellt, während sein Sohn Carl Ludwig Feldmann (1852–1909) als Heimatdichter und Sänger bekannt wurde, jedoch ledig blieb. Der Hof ging daraufhin an Carls Schwester Marie und ihren Mann Karl Friedrich Fisseler. Ihre Söhne dienten in der Leibgendarmerie Kaiser Wilhelms II.; August fiel 1901 auf der Rückreise vom Boxeraufstand an Typhus. Schließlich übernahm 1909 Maries Tochter Lina mit ihrem Mann Karl Becker den Hof – seitdem trägt das Gebäude den Namen „Feldmann-Beckersches Haus“.

In den 1930er-Jahren erreichte man über den ebenerdigen Ern die Küche, rechts die Stube mit Schlafkammer, links die Nebenstube. Unter der Treppe lag der Kartoffel- und Rübenkeller, der Hauskeller war von außen zugänglich. Im Obergeschoss lagen Wohnstube, Schlafstube, Gesindekammer und Vorratsräume.

Aktuell präsentiert sich das Gebäudeensemble mit dem großen Misthaufen im Hof im Zeitschnitt um 1910. Damals fanden gesellschaftliche und landwirtschaftliche Modernisierungsprozesse statt, die das alltägliche

Leben der Menschen im ländlichen Hessen veränderten. Unter dem Motto „Hofleben 1910“ erweckt das Museumstheater Haus und Hof zu neuem Leben und gibt Einblick in eine Zeit, die von großen Umbrüchen geprägt war.